„Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller

Der Verband der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltungen der Tolnau hat den diesjährigen Niveaupreis „Für das Ungarndeutschtum in der Tolnau“ an Georg Müller verliehen. Die Auszeichnung wurde beim Komitatstag am 2. September im Mihály-Babits-Kulturzentrum in Seksard vom Vorsitzenden der Deutschen Nationalitäten-Selbstverwaltung der Tolnau, Georg Féhr, und vom Ehrenvorsitzenden des Verbandes der Deutschen Selbstverwaltungen der Tolnau e.V., Dr. Michael Józan-Jilling, überreicht.

Der Ausgezeichnete erhielt den Niveaupreis für seine aufopfernde Arbeit auf dem Gebiet der Erforschung des protestantischen Deutschtums in Ungarn mit Schwerpunkt Komitat Tolnau. Als protestantischer Familienforscher hat er seit 20 Jahren sehr viel zur Pflege und Bewahrung des kulturellen Erbes der Tolnauer Ungarndeutschen beigetragen.

Georg Müller, Forscher und Kenner von Familiengeschichten ungarndeutscher Protestanten, vor allem Lutheraner, erblickte 1965 in Fünfkirchen das Licht der Welt. Die Familie stammt aus Ismi. Zu Hause war die Zweisprachigkeit eine Selbstverständlichkeit. Seit den 1970er Jahren lebten drei Generationen unter einem Dach, jedoch in zwei Haushalten.

Heinrich Weiler, sein Großvater mütterlicherseits, war lutherischer Pfarrer in Ismi, von ihm hat er das Interesse für die Vorfahren, durch ihn lernte er die Ahnenforschung kennen und lieben. Georg Müller war öfters in Deutschland, der Urheimat seiner Vorfahren, wo er Kirchenbücher studierte.

Georg Müller ist Experte für die evangelisch-lutherischen Deutschen, die sich im 18. Jahrhundert in Ungarn niederließen. Bei der Suche nach den eigenen Vorfahren kam er mit Daten Tausender – überwiegend protestantischer –Familien in Berührung. Die Genealogie, mit der er sich im Alter von 16 Jahren zu beschäftigen begann, wurde zu seinem Hobby. Wie, wann, warum und woher die deutschen Einwanderer kamen, interessierte und interessiert ihn immer noch.

Seine Forschungsergebnisse erschienen in mehreren Büchern (auf Deutsch), einige davon in Zusammenarbeit mit anderen Autoren: Ismi (2002), Tekisch (2007), Meknitsch (2014), Sektschi (2015). Die Ortschaften liegen hauptsächlich im südlichen Teil des Komitats Tolnau. Sein bisher umfangreichstes Werk ist das gemeinsam mit Heiner Friedrich verfasste dreibändige Buch „Deutsche protestantische Ansiedlung in Südungarn im 18./19. Jahrhundert“, das 2016 in deutscher Sprache veröffentlicht wurde und die ursprünglichen Wohnorte der Vorfahren angibt.

Der erste Band enthält einen historischen Abriss, in dem die Umstände und Ursachen der Ansiedlung sehr detailliert beschrieben werden. Behandelt wird auch die Geschichte der drei Komitate und der einzelnen ungarndeutschen Gemeinden im Zusammenhang mit den Ansiedlungen.

Neben den Gründen und Umständen der Auswanderung sind in diesem Teil auch die einzelnen Herkunftsorte (mit Postleitzahlen im heutigen Deutschland) aufgeführt.

Das dreibändige Familienregister enthält Angaben zu rund 1400 Familien, die in die Schwäbische Türkei kamen – rund 100 000 Namen in den drei Bänden. Zur Gewinnung der Daten haben die Autoren etwa 50 Kirchenbücher aus Ungarn und etwa 700 aus Deutschland studiert, die Bearbeitung dauerte 25 Jahre.

Georg Müller gibt sein Wissen in zahlreichen Vorträgen an die Öffentlichkeit weiter und steht Interessierten gerne mit Rat und Tat zur Seite.
2011 erhielt Georg Müller den Paul-Flach-Preis des Arbeitskreises ungarndeutscher Familienforscher, gestiftet anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Vereins.

Müllers Arbeit auf dem Gebiet der Erforschung des protestantischen Deutschtums in Ungarn ist eine wertvolle Quelle für andere Forscher, ebenso wie die Familiengeschichten der einzelnen Ortschaften und das umfangreiche Werk über die protestantische Einwanderung, wo er Mitverfasser war. Die Ergebnisse seiner Tätigkeit tragen zur Stärkung des Bewusstseins der deutschen Bevölkerung nicht nur im Komitat Tolnau bei.

Als protestantischer Genealoge ist er in Ungarn und auch im Ausland, insbesondere natürlich im deutschsprachigen Raum, bekannt und anerkannt.

Wir gratulieren!

Aus dem Inhalt

Europatag der Deutschen und Schuljahreseröffnungsfeier in Budapest

„Die Idee des Europatages, verknüpft mit der Schuljahreseröffnungsfeier, finde ich sehr aufschlussreich, denn sie vermittelt unsere Zugehörigkeit zu unserer Volksgruppe, zu unserem Heimatland und gleichzeitig zur größeren Region Europa.“ Dies stellte die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ibolya Hock-Englender, in ihrem Grußwort am Europatag der Deutschen Selbstverwaltung Budapest am 13. September fest. Das Grußwort wurde von Judit Bárkányi, der Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung Budapest, verlesen. Sie begrüßte die Teilnehmenden im Kleinpesther Kulturzentrum, die ausgezeichneten Deutschlehrerinnen und die Gymnasiasten, die ein Jahresstipendium erhielten.

 

Dorffest in Wakan

Die Heimkehrer füllten die Gassen

Die Geschichte der Ortschaft Wakan gleicht der Geschichte vieler anderer Gemeinden in der Branau: Das einst blühende Agrardorf, mit deutscher Mehrheit noch im 20. Jahrhundert, erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg erst eine Verschleppung und eine Vertreibung, dann eine wirtschaftliche Abwanderung wegen fehlender Arbeitsmöglichkeiten. Doch immerhin sind laut der letzten Volkszählung immer noch mehr als 10% der 800 Einwohner Ungarndeutsche. Vor 100 Jahren lebten in Wakan noch doppelt so viele Menschen.

 

Methodischer Online-Auftakt zum neuen Schuljahr

Das Ungarndeutsche Pädagogische und Methodische Zentrum organisierte zum Schulanfang schon das vierte Mal eine Online-Fortbildung mit dem Titel „Pädagogischer Naschmarkt“ für Kindergartenpädagogen und LehrerInnen. Für die Workshops am 22. August haben sich 90 Pädagogen aus KITAs und Schulen angemeldet. Das Programm begann mit den Grußworten von UMZ-Leiter Josef Weigert. Frau Ibolya Englender-Hock, Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, sprach anschließend über die neue Leistungsbewertung der Pädagogen und die Pflichtfortbildung.

 

Erlebnisreiche Fahrradtour ins Banat

GJUler radelten von Szegedin nach Temeswar

Es ist mittlerweile schon Tradition, dass die GJU im Sommer eine grenzüberschreitende Fahrradtour in eines der Nachbarländer Ungarns organisiert. Diesmal hat das Team das ungarische und das rumänische Banat entdeckt und die bestehenden Kontakte mit den Rumäniendeutschen vertieft. Die Fahrradtour begann in der sonnigen südungarischen Großstadt Szegedin. Nur wenige wissen, dass man mit dem Überqueren der Theiß den ungarischen Zipfel des Banats schon erreicht hat. Das erste Ziel der GJUler war in diesem Landesteil Kübek, das sein historisches Erbe dank Bürgermeister Róbert Molnár beispielhaft weiterpflegt.

 

Die Motive der Identität – Bartl-Ausstellung in Sankt Andrä

Das Ferenczy-Museum ehrt VUdAK-Gründungsmitglied Josef Bartl (1932-2013) mit einer beeindruckenden, an qualitätsvollen Werken reichen Ausstellung. Sie verfolgt Bartls künstlerische Entwicklung chronologisch von den Schorokscharer Wurzeln bis nach Sankt Andrä, wo er von 1972 bis zu seinem Tode Mitglied der Alten Künstlerkolonie war. Der Schwerpunkt der von Kunsthistorikerin Réka Deim kuratierten Schau mit etwas mehr als 30 Gemälden liegt auf der „bunten“ Phase (1976-1981) wie vor zwei Jahren bei der von Gábor Ébli organisierten Ausstellung in der Budapester Galerie B32. Ende der Siebziger hatte der Maler seinen aus der Volkskunst stammenden Motivschatz aus Tulpe, Kreuz, Keil, Kreis, Herz, Grabholz, Puppe usw. bereits parat, somit wurde seine Malerei durch seine Motive der Identität unverwechselbar.

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Die Jähn (die Jäne) ist ein altfuldischer Mundartausdruck aus der Landwirtschaft und leitet sich aus dem Verb: „ja(h)nen“ ab, vgl. Jahn (Deutsches Rechtswörterbuch – DRW). Sie bezeichnet eine bestimmte Landfläche (s. u. „II“ ebenda) und wird somit (vgl. unter „II1“) als der Teil einer bebauten Fläche, den eine Person zur Bestellung oder Aberntung vor sich hat und in einem Gang (siehe Etymologie) erledigt; dann auch „Arbeitspensum“ genannt.

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