25 Jahre Deutscher Verein für Kascha

Dort wo sich Füchse und Hasen gute Nacht sagen, heißt es in einem Bericht im Deutschen Kalender 1971 über das malerisch gelegene Kleindorf Kascha/Kiskassa (282 Einwohner). Von hier stammt der „gute Gärtner“, der „ungarndeutsche Dichter par excellence“ Engelbert Rittinger (1929 – 2000), der in der örtlichen Schule unterrichtete, bevor er ins Nachbardorf Ratzpeter zog. Die Kaschaer Kinder müssen nun in den Kindergarten und in die Grundschule von Ratzpeter pendeln. Seit Jahren wird im Juli zur dreitägigen Kirchweih am Anna-Tag in Kascha zu Ehren der Schutzpatronin Anna der Heiligen eingeladen. Im Rahmen dieser Feier wurde am 23. Juli der Gründung des Deutschen Vereins für Kascha vor 25 Jahren gedacht. Der Verein wurde eigentlich am 12. Mai 1996 von zwölf Mitgliedern gegründet, wegen der Pandemie wurde die Jubiläumsfeier mit der Anna-Kirmes zusammengelegt.

Gründungsvorsitzende Eleonora Matkovits-Kretz – mittlerweile „eine adrette grauhaarige Dame“ – konnte über ein vielfältiges, programmreiches Vierteljahrhundert berichten, dokumentiert in einem reich bebilderten dicken Heft. Auch das Jubiläumsprogramm im Kulturhaus und die Veranstaltungen an den folgenden zwei Tagen widerspiegelten die Vereinsziele: Pflege vor allem der kirchlichen Bräuche, Unterstützung der örtlichen kulturellen und Bildungsaktivitäten (Kindersektion, Tanzgruppe, Rentnerklub, Handwerkerarbeitskreis), Festmesse, Kranzniederlegung am Denkmal der Opfer des Ersten und Zweiten Weltkriegs und an der Gedenktafel Malenkij Robot, Konferenz der deutschen Selbstverwaltungen des Kreises Siklós. Vor allem den Ausbau von Kontakten zu deutschen Kulturgruppen und Organisationen im In- und Ausland bezeichnete die Vereinsvorsitzende als erfolgreich.

Der Fotograf József Bezdán stellte seine Fotos aus, die bei der Weinlese 2020 in Kascha aufgenommen wurden. Die Fotos wurden versteigert, die Einnahmen gingen an das Spielhaus und den Handwerkerarbeitskreis, dessen Mitglied Cserni Tiborné ihre Produkte vorstellte. In Form eines Wandkalenders stellte Zsuzsanna Tokayné Cserni die Chronik des Deutschen Vereins für Kascha zusammen. Der bekannte Akkordeonlehrer Tamás Kéméndi, der gerade dabei ist, ein Notenheft für den Akkordeonunterricht zusammenzustellen, spielte virtuos drei Stücke, die Blaskapelle des Deutschen Traditionellen Vereins von Ratzpeter, Dirigent ist Sándor Szőke, die Kindergartenkinder von Ratzpeter, der Singvögel-Chor aus Harkan, die Deutsche Tanzgruppe von Deutschmarok und das Duo Aniko und Josef Millich bereicherten das Gründungsjubiläum, das mit dem Ball mit dem Wemender Sextett endete.

Eine wichtige Aufgabe wartet auf den Verein. Am Eingang zum Sackdorf vermisst der Besucher die deutsche Ortstafel Kascha (die leider auch im Nachdorf Ratzpeter fehlt). Die überlieferten deutschen Ortstafeln gehören zu unserem Kulturerbe und sind ein sichtbares Zeichen unseres Daseins. Die bisherige beharrliche Arbeit des Vereins wird hoffentlich auch in diesem Bereich von Erfolg gekrönt werden.

Johann Schuth

Blick auf Kascha

Foto: I. F.

 

Aus dem Inhalt

 

Sankt Martiner Liederbuch bedeutet Stärkung der Wurzeln und der Identität

Der Deutsche Nationalitätenchor Sankt Martin hat sein eigenes Liederbuch mit 50 Liedern. Unter dem Titel „In Memoriam József Ligeti“ wurde es in anstrengender Arbeit von Chorleiter Daniel Tősér zusammengestellt. Jetzt gibt es eine wertvolle Sankt Martiner Liedersammlung. Das Publikum war vom wohlklingenden Anfangslied, von den wunderschönen Trachten des Chores hingerissen. Anlass für den Liedernachmittag am 11. Juli im Kulturhaushaus war die Präsentation des Liederbuches, herausgegeben von Erika Rierpl, der Vorsitzenden der örtlichen Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung. Sie würdigte das neue Liederbuch als einen Beitrag zur Stärkung der örtlichen ungarndeutschen Wurzeln. „Zur Zukunftsfähigkeit einer Volksgruppe gehört die Traditionspflege“, meinte sie, „das Sankt Martiner Liederbuch trägt dazu bei.“

Dienst und Diener sind verschieden

Das Wort „Dienst“ gehört zur Gruppe jener Begriffe, die aus dem modischen Wortgebrauch gegangen zu sein scheinen. Man gewinnt den Eindruck, dass außer der „Dienstleistung“, für die man ordentlich und selbstverständlich zu zahlen hat, die selbstlosen Dienste aus unserem Leben verschwunden sind. Herr Pfarrer in meiner Kindheit war noch von der alten Schule. Er predigte und verlangte, täglich mindestens eine gute Tat an einem Mitmenschen zu üben, damit sich unsere Welt bessere. Dieser Gedanke wuchs in einem und führte dazu, sich hin und wieder dazu zu überwinden, sich in den selbstlosen Dienst der Barmherzigkeit, der Nächstenliebe zu stellen und anderen zu helfen.

Harmonikaspielen ist „in“

„Das Akkordeon, auch Ziehharmonika, Handharmonika oder Schifferklavier genannt, ist ein Handzugsinstrument … Der Name Akkordeon geht zurück auf den Wiener Instrumentenbauer Cyrill Demian, der seine Ziehharmonika durch Hinzufügen von in Akkorden zusammengefassten Bässen verbesserte und unter dem Namen Accordion (1829) patentieren ließ“ (nach Wikipedia). Irgendwo heißt es, die Harmonika habe einen vornehmen Stammbaum, sie sei die Enkelin der Orgel. Vor einigen Jahren beschloss die Vorsitzende der Bonnharder Deutschen Selbstverwaltung, in der Stadt den Akkordeonunterricht einzuführen. Nach langem Hin und Her war es dann 2017 soweit. Das erste Schuljahr endete mit einem Harmonika-Lager in Dombori an der Donau. Seitdem findet das Lager in Apadi/Bátaapáti statt, wo sich im Lager bereits zwölf Kinder zwischen 5 und 18 Jahren sowie ein Erwachsener unter der Leitung von Zsófi Pecze trafen, um neue Kenntnisse zu erwerben, zu üben, sich untereinander wohl zu fühlen und sich vor allem auf das Abschlusskonzert vorzubereiten.

Ungarndeutsche Erfahrungen – Leben und Beruf lernen in Ungarn und Deutschland

Ich erinnere mich immer noch ganz gut daran, was für zwei sehr tolle Erzieherinnen ich in Seksard im Ungarndeutschen Kindergarten „Wunderland“ hatte. Die eine Erzieherin hat mit uns nur auf Deutsch geredet und ich bin mir ganz sicher, dass das sehr viel zu meinem Lebenslauf beigetragen hat. Man denkt nicht, wie gut es für das Kind ist, oder besser gesagt, was für eine tolle Möglichkeit es ist, schon in der Kita und in der Grundschule täglich die deutsche Sprache hören zu können. Ich hatte diese Möglichkeit und das war für meine Eltern wichtig, weil ich aus einer ungarndeutschen Familie komme.

Neue Filiale der Konditorei Auguszt im Museumspark

1870 gründete Alexius August im Ofener Stadtteil Taban sein kleines Geschäft und jetzt eröffnete die fünfte Generation dieser Dynastie – nach drei Filialen in Ofen und Pest – im ehemaligen Gärtnerhaus des Ungarischen Nationalmuseums den vierten Standort. Am Eingang empfängt uns ein großes, handgemaltes Pracht-Diplom mit der ungarischen Krone samt Landeswappen. Der Text ist in gotischen Buchstaben geschrieben. Im eleganten Salon hängen an den Wänden alte Modezeichnungen, ein 1870er Stadtplan von „Buda-Pest“, unterzeichnet von „Deutsch L. Pesten 1870“ in der Ausgabe des Buchhändlers Lajos Aigner, eine zweisprachige „Premienschuldverschreibung“ des „Vereins vom Rothen Kreuze in den Ländern der heiligen Krone Ungarns“ sowie Archivfotos aus den 1930er Jahren über die Familienmitglieder, Interieurs des damaligen Ofener Gartenpavillons oder der Konditorei am Krisztinaplatz.

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