27 Jahre musste die Ungarndeutsche Minderheitenselbstverwaltung von Willand darauf warten, bis ihr langersehnter Traum endlich wahr geworden ist. Schon 1994, als die Selbstverwaltung gegründet wurde, hatte sie sich nämlich zum Ziel gesetzt, das Erbe der Willander Ungarndeutschen in einem Heimatmuseum zu bewahren. Wenn auch kein Heimatmuseum, aber zumindest eine Ortskunde-Sammlung konnte im Dezember vergangenen Jahres endlich offiziell eröffnet werden. NZ sprach mit Elisabeth Troszt, Leiterin der Ungarndeutschen Minderheitenselbstverwaltung von Willand, über die Sammlung.
Frau Troszt, die Idee für eine Sammlung des Erbes der Willander Ungarndeutschen stand schon lange im Raum, nicht wahr?
Ja, wir haben bereits bei der Gründung der Minderheitenselbstverwaltung über solche Pläne gesprochen, aber lange Zeit fanden wir kein geeignetes Gebäude für das Projekt. Allerdings gab es auch schon früher Versuche, alte Gegenstände der hiesigen Ungarndeutschen zu sammeln. So haben z. B. der Zeichenlehrer und Maler Endre Virányi und seine Frau einen Heimatzirkel gegründet und solche Gegenstände zu Hause ausgestellt und auch die Familie Erdős hat in ihrer Garage Pfundstücke aus den alten Zeiten gesammelt. Die Sammlungen beider Familien bekamen nun auch in der Ortskunde-Sammlung Platz.
Wie kam es dann zum Entstehen der Ortskunde-Sammlung?
Dieses Gebäude war früher ein Ausstellungsraum, aber seit dem Bau des Veranstaltungsplatzes stand es leer. Gabriella Kvassay, Leiterin der Willander Bibliothek, hatte dann 2020 die Idee, hier ein kleines Heimatmuseum zu erschaffen. Seitens der Willander Selbstverwaltung war Teréz Kottlár Stütze des Projekts. Nachdem ein Aufruf in der Willander Zeitung erfolglos blieb, haben Attila Czinczár, der damalige Leiter des Kulturhauses, und ich dann angefangen, die ungarndeutschen Familien im Ort persönlich aufzusuchen, um weitere Gegenstände, vor allem Möbelstücke für die Sammlung zu suchen. Oft mussten wir auch Keller und Dachböden durchstöbern, um solche zu finden. Im Rahmen der Bewerbung „Programm für ungarische Dörfer“ haben wir dann endlich auch finanzielle Mittel für die Renovierung des Gebäudes bekommen. Das Ausstellungsgebäude bekam neue Fenster und Türen, Klimaanlagen und Photovoltaik. Die Arbeiten wurden allerdings erst Ende des Sommers 2021 fertig.
Wie entstand die Konzeption der Ausstellung?
Nachdem Atilla Czinczár die Möbel wieder instand und ich die Textilien in ausstellbaren Zustand gebracht hatten, suchten wir die Heimatmuseen der umliegenden Gemeinden auf, um Ideen zu sammeln. Besonders viel Unterstützung bekamen wir von Gabriella Jaszmann vom Jakob-Bleyer-Heimatmuseum in Wudersch. Sie stammt aus Barjad/Borjád und ist uns bei ihren Besuchen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Vor allem bei der Platzierung der Gegenstände leistete sie uns enorm große Hilfe.
Aus was für Teilen besteht die Sammlung?
Thematisch gesehen gibt es hier eine möblierte Küche und ein ungarndeutsches Schlafzimmer. Wir haben in einem kleinen Raum einen alten Klassenraum eingerichtet. Darüber hinaus gibt es eine Ecke für Gegenstände aus den Bereichen Landwirtschaft, Schweineschlachten, Brotbacken und Weinbau, die von Josef Michaelis und Imre Kanász zusammengestellt wurde. Eine andere Ecke stellt die Produktion von Textilien bei der Weberei vor. Zudem sind zahlreiche ungarndeutsche Kindstücher, Kopf- und Umhängetücher, gestickte Küchentücher, Handtücher und Kissenbezüge ausgestellt. Die oberländische Gemeinschaft ist auch in einer Ecke vertreten.
Haben Sie noch weitere Pläne in Bezug auf die Sammlung?
Mehr Gegenstände können hier auch aus Platzmangel nicht ausgestellt werden und ich bezweifle auch, dass wir noch weitere für die Sammlung bekommen könnten. Viele Familien haben zwar noch alte Möbel, Textilien und andere Gegenstände, aber sie möchten sich aus emotionalen Gründen von ihnen nicht trennen, was man auch verstehen kann. Andererseits möchten wir aber die bestehende Sammlung den Einwohnern hier und auch den Touristen bekannter machen, so ist eine kleine Broschüre geplant.
Wann können sich Besucher die Ortskunde-Sammlung ansehen?
Ab Februar werden wir jeden Samstag von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet sein. Ansonsten öffnen wir das Gebäude natürlich für alle interessierten Gruppen nach vorheriger Anmeldung.
Mónika Óbert
Aus dem Inhalt
Nationalitätenstipendien an begabte Gymnasiasten
Festakt im Friedrich-Schiller-Gymnasium in Werischwar
13 SchülerInnen des Friedrich-Schiller-Gymnasiums Werischwar, des Deutschen Nationalitätengymnasiums Budapest und des Budapester Tamási- Áron-Nationalitätengymnasiums konnten das ihnen 2021 zugesprochene Nationalitätenstipendium entgegennehmen. Staatssekretär Miklós Soltész und LdU-Vorsitzende Ibolya Hock-Englender übergaben bei einem Festakt am 14. Jänner im Schiller-Gymnasium in Werischwar die Urkunden. Mit dem zweijährigen Stipendium soll das Weiterlernen besonders begabter junger Angehöriger der ungarländischen Nationalitäten gefördert werden.
Jula: Ergreifende Augenblicke
Auch in Jula/Gyula gedenkt man jährlich im Januar der traurigen Ereignisse im Winter 1945, dem Jahr der Russlandverschleppung. Aus Jula wurden 550 Einwohner deutscher Abstammung zu „malenkij robot“ verschleppt. Über 60 Personen kamen nicht mehr zurück. Die Kinder und Enkel der Verschleppten gedenken dieses traurigen Ereignisses seit Jahren mit einer würdigen Gedenkmesse in der Kirche von Deutschjula. Hierher, in die Josefskirche, führte damals der erste Weg der Heimgekehrten. Und hier, am Gedenkstein, legen die Nachkommen Jahr für Jahr die Kränze der Ehrerbietung und des Gedenkens nieder.
Rundgang mit Rundtanz – Matzon in Wesprim
Die großartige Matzon-Schau im vergangenen Herbst in der Kunsthalle auf dem Budapester Heldenplatz hatte die Messlatte sehr hoch gelegt, sowohl die Qualität als auch die Auswahl der Werke betreffend. Die Ausstellung wurde von Kunstkritikern zur zehntbesten Ausstellung im Jahr 2021 gekürt. Viele waren somit neugierig auf die Arbeiten in der Csikász-Galerie in Wesprim.
Kurator László Hegyeshalmi und der Künstler entschieden sich für eine Auswahl aus dem gesamten Lebenswerk, mit dem passenden Titel „Dekaden“ (Dekádok).
Kruzifixe in Herend erneuert
Die Deutsche Selbstverwaltung in Herend hatte sich das wichtige Ziel gesetzt, bis Ende 2021 zwei von den örtlichen Straßenkreuzen erneuern zu lassen. Die Renovierung der zwei Kruzifixe aus Rotsandstein wurde mit Hilfe der erfolgreichen Bewerbung des Ministerpräsidiums über den Fondsverwalter Bethlen Gábor und mit dem Eigenanteil der Deutschen Minderheitenselbstverwaltung Herend verwirklicht. Sie wurden im Dezember im Kreise der Gläubigen von Pfarrer Robert Primász eingeweiht.
Muttergottes-Mädchen
Die Muttergottes-Mädchen (auch Marien-Mädchen genannt) hatten die Aufgabe, Prozessionen und festlichen Anlässen sowie großen Festtagen (Ostern, Pfingsten, Weihnachten usw.) einen festlichen Rahmen zu geben. Sie standen während der Messe hinter dem Pfarrer an der tragbaren Muttergottesstatue. Sie gingen immer gemeinsam und begleiteten die Prozession; vorne die Kleinen bzw. Jüngsten mit Kerzen in den Händen. Danach kamen Größere, die vier Fahnen und ein Rosenkranzkreuz trugen. Ihnen folgten die Ältesten mit der tragbaren Muttergottesstatue.
Erfolgreiche Revitalisierung von Dreikönigstraditionen in ungarndeutschen Ortschaften
Bawaz und Sankt Martin schlossen sich der Sternsingeraktion an
In der letzten NZ-Ausgabe wurde bereits über den Dreikönigssegen der Hartianer Jugendlichen gemeinsam mit dem Waitzener Weihbischof berichtet. Nun werden zwei andere Ortschaften vorgestellt, in denen die einst bei den Ungarndeutschen wohlbekannten Dreikönigsbräuche neubelebt wurden. Der vor einem Jahr gegründete Bawazer Heimatverein hat mit Unterstützung der Deutschen Selbstverwaltung Bawaz für den 8. Januar eine Haussegnung organisiert. In Sankt Martin fand dieses Jahr das am Dreikönigstag übliche Haussegnen auch in deutscher Sprache statt. Verbunden mit dem zweisprachigen Haussegnen wurde auch der Besuch der Heiligen Drei Könige neubelebt.
Nachwuchsseminar für Studierende und Doktoranden in Passau: Geschichte des Rechts im Donau-Karpaten-Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
/in Aktuell, Neue Zeitung /von retipeterStudierende und Doktoranden sind herzlich eingeladen, am 21. September 2023 in Passau an einem Seminar für den wissenschaftlichen Nachwuchs teilzunehmen, das unmittelbar vor der internationalen Tagung „Geschichte des Rechts im Donau-Karpaten-Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit“ (21. bis 24. September 2023) stattfinden wird.
Mundarttag in Tscholnok zum fünften Mal
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