Geschichte hautnah erleben – DNG-Projekt zur Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen

Das Budapester Deutsche Nationalitätengymnasium (DNG) präsentierte am 16. November im Haus der Ungarndeutschen das Ergebnis eines ungewöhnlichen und gleichzeitig sehr wertvollen Schulprojekts: Im Fokus standen die Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen.
Etwa 50 Schüler haben unter der Leitung der stellvertretenden Direktorin Dr. Krisztina Varsányi und Zsuzsanna Bozzai (beide Deutsch- und Geschichtslehrerinnen am DNG) noch lebende Zeitzeugen aufgesucht und sie erzählen lassen. „Wegen dem Gedenkjahr der Vertreibung haben wir uns im Januar überlegt, was dazu geeignet wäre, etwas Bleibendes und Persönliches zu schaffen. Ich bin auch persönlich betroffen, mein Großvater war auch unter den Interviewpartnern“, sagte Dr. Krisztina Varsányi über die Anfänge. Sie wollten aus erster Hand, von den noch lebenden Personen Informationen einholen, denn das sei jetzt die letzte Möglichkeit. „Die damals verschleppt wurden, waren 17, sie sind heute über 90. Wenn wir noch etwas wollen, dann muss es jetzt geschehen, denn später gibt es keine mehr, die uns berichten könnten“, erläuterte  Frau Dr. Varsányi. Die Selbstverwaltungen und Regionalbüros haben geholfen, Interviewpartner ausfindig zu machen. Es wurden insgesamt 42 Personen aus 20 Siedlungen landesweit von den Schülern befragt. Die Sammelarbeit und Aufarbeitung dauerten fast ein Jahr lang.
Die Interviews wurden in ungarischer Sprache geführt, denn laut  Frau Dr. Varsányi waren es oft die Gewährsleute, die es so wollten. Ihnen falle es schon schwer Deutsch zu sprechen, meinte sie. „Wenn sie im Dialekt erzählt hätten, hätten das unsere Schüler nicht verstanden, sie sprechen nur Hochdeutsch.“ Einer der Schüler, Máté Paksi, meinte: „Geschichte hautnah zu erleben, ist ein unbeschreibliches Erlebnis. Wir haben über die Tragödie der Ungarndeutschen gehört und waren sehr neugierig, wie die Menschen das persönlich erlebt haben. Es war lehrreich für uns. Wir kämpfen heutzutage mit solchen Problemen wie Schularbeiten oder Klausuren und sie kämpften damals um das Überleben! Es war überraschend zu sehen, welchen Optimismus die Zeitzeugen trotz alldem ausgestrahlt haben.“
Das Schulprojekt wurde mit Unterstützung des Ministeriums für Humanressourcen, der Deutschen Selbstverwaltung Budapest und der Deutschen Selbstverwaltung des Komitates Pesth verwirklicht. Die Videoaufnahmen und das vollständige Material sind auf der Webseite des Gymnasiums zu erreichen (www.dng-bp.hu). Deutschsprachige Untertitelung der Aufnahmen ist noch in Planung. An Lehrerweiterbildungen in Kalasch und Fünfkirchen hat das Projekt als Lehrmaterial bereits erste Erfolge gefeiert und kann als Vorbild für andere Schulen dienen.

GS

 

Aus dem Inhalt

 

Dreitägige Klausurtagung: Vollversammlungssitzung, Erfahrungsaustausch und weiterführende Referate

„Uns ohne Hektik auszutauschen und dabei Neues dazuzulernen ist unser Ziel“ – mit diesem einleitenden Gedanken bündelte Vorsitzender Otto Heinek die Intention der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen auf ihrer alljährlich ausgetragenen Klausurtagung. Drei konzentrierte Tage verbrachten Vollversammlungsmitglieder der LdU, Vertreter der ungarndeutschen Komitatsselbstverwaltungen und Komitatsverbände, Leiter von Vereinen und Institutionen sowie Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Landesselbstverwaltung vom 18. – 20. November im Fünfkirchner Valeria-Koch-Bildungszentrum. Auf dem Programm der vom deutschen Bundesministerium des Innern geförderten Klausurtagung standen Vollversammlungssitzung, Erfahrungsaustausch und weiterführende Referate.

 

25 Jahre Ungarndeutscher Kulturverein Ratzpeter: Das Jubiläum wurde doppelt gefeiert

25 Jahre – eine Generation zählt der Ungarndeutsche Kulturverein Ratzpeter/Újpetre, und das Jubiläum wurde doppelt gefeiert. Ein buntes, würdiges Kulturprogramm erfreute das Publikum an dem Samstagnachmittag im Spätherbst, und am Ende der Veranstaltung wurde ein besonderes Kochbuch vorgestellt. Die langjährige Vorsitzende des Vereins, Teodóra Erdei-Csütörtök, gab einen Überblick über die vielseitige Tätigkeit seit der Gründung im Jahre 1991. Mit Anerkennung sprach sie darüber, wie viel Zeit und Mühe die Mitglieder für diese Gemeinschaft opferten – doch keiner betrachtete dies als Aufgabe, sondern alle betonten die Freude am Wirken für die Bewahrung der ungarndeutschen Traditionen in Ratzpeter.

 

Bohler Chor feierte 20-jähriges Jubiläum: Gemeinschaft, Freundschaft, Zusammenhalt, Freude und Spaß

Der deutsche Nationalitätenchor des Bohler Pflegezentrums feierte am 12. November sein 20-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass veranstalteten sie zusammen mit dem Großturwaller Schwäbischen Chor und dem Singende Quelle-Chor aus Mohatsch, ein Jubiläumskonzert in der Bohler Redoute. Es erklangen die wunderschönen Lieder unserer Volksgruppe. Die Akkordeongruppe der Bohler Musikschule ist auch aufgetreten. Der Festsaal des Kulturzentrums war voll, auch aus den umliegenden Gemeinden sind Gäste gekommen. Bürgermeister Josef Hárs, die Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung und die Leiterin des Pflegezentrums Éva Morvai Krausz begrüßten die Anwesenden und die Chöre. Zum Schluss wurde ein Schwabenball veranstaltet. Gastgeber und Gäste haben in lustiger Stimmung gefeiert.

 

Unterricht mal anders: Mit Büchern oder ohne? – ein Projekt für die Metschger Grundschule

Mal ganz ehrlich: Jeder von uns hat sich doch schon mal in der Schule gedacht, ob es nicht auch anders gehen würde, nicht immer nur im Schulraum sitzen und aus Büchern lernen. Gerade aus diesem Gedanken heraus ist die Idee entstanden, den Schülern der Metschger Grundschule mal etwas Besonderes zu bieten: einen Projekttag mit dem Thema ,,Lernen mit Büchern oder ohne?“. Die Deutsche Selbstverwaltung und der Deutsch-Ungarische Freundeskreis haben einen Projekttag für die Grundschule organisiert, in dessen Rahmen zwei Methoden zum leichteren Lernen, zum Wecken des Interesses der Kinder für den Unterrichtsstoff ausprobiert wurden.

 

Reise nach Baden-Württemberg “Freundschaften schließen zu können freut mich am meisten”…

…meint Erik Hasanovic vom Ungarndeutschen Bildungszentrum in Baje, der im Schuljahr 2015/16 seine Schule bei dem Wettbewerb „Jugend debattiert international“ repräsentieren konnte. Für seine guten Ergebnisse durfte er an der Rundreise in Baden-Württemberg teilnehmen, die von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen gestaltet, vom Ministerium für Humanressourcen und vom deutschen Bundesministerium des Innern finanziell unterstützt wurde.

 

Der Kaiser ist tot – es lebe der Kaiser: Gedenkjahr zu Franz Josephs 100. Todestag

Kaiser Franz Josephs Todestag jährte sich am 21. November zum hundertsten Mal. Der Kaiser ist tot – aber in der Erinnerung der Österreicher lebt er weiter. Der authentischste Platz für eine Ausstellung über Kaiser Franz Joseph ist zweifellos Schloss Schönbrunn. Dort wurde er am 18. August 1830 geboren und dort starb er am 21. November 1916. Dazwischen lagen 86 Lebensjahre und 68 Herrscherjahre mit persönlichen und politischen Freuden und Tragödien. Sein Tod vor hundert Jahren ist ein gegebener Anlass für Sonderausstellungen in Schloss Schönbrunn, in der Hofburg, im Hofmobiliendepot und in Schloss Niederweiden im Marchfeld, die mit den zahlreich vorhandenen Erinnerungsstücken aus seiner Zeit sein Leben als Mensch und Herrscher Revue passieren lassen.

 

II. Weinwettbewerb in Haschad – Ein großer Erfolg

Bereits zum zweiten Mal veranstaltete die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Haschad/Hásságy in der Branau am 12. November den Weinwettbewerb mit Weinball zum Martinstag. Es ist eine Danksagung an sie für ihre ganzjährige Tätigkeit auf dem Weinberg und damit sollen die Weingutbesitzer belohnt und anerkannt werden. Beim Wettbewerb werden Preise für den besten Rotwein, besten Weißwein und besten Rosé verliehen. Nach der Preisverleihung können die Weine gegenseitig verkostet werden, und so haben die Winzer die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen und einander Tipps zu geben.