Wenn nicht jetzt, wann dann? – Mit dem Rad um die Welt
Am 30. Juni trat Chris Fritze die große Reise an. Mit 35 Kilogramm Gepäck und seinen Ersparnissen geht es für ihn in 365 Tagen um die Welt. Was daran so besonders ist? Er macht das Ganze mit dem Rad. Kein Flugzeug, kein Auto und keine Bahn – nur er und sein Drahtesel. Nach fast 5 Wochen und 1.800 Kilometern ist er in Budapest angekommen. Die Neue Zeitung hat mit ihm über seine bisherige Reise und den Wunsch, Kindern in Darfur zu helfen, gesprochen.
Schon als Teenager wusste Fritze, dass er die Welt entdecken möchte. Das alles fing mit einer Schreibtischunterlage an, auf der eine Weltkarte zu sehen war. Bei den Hausaufgaben ertappte er sich immer wieder dabei, wie seine Gedanken abschweiften – er zog imaginäre Linien zwischen den verschiedenen Städten und Kontinenten und stellte sich vor, wie es an all diesen Orten wohl sein mag. Während seines Studiums war er in Irland, Namibia und den USA. Er reiste mit dem Rucksack durch Mittelamerika, erkundete Europa und kam doch jedes Mal wieder zurück.
Der muss doch total bekloppt sein
In seiner Zeit in Namibia lernte er über Couchsurfing immer wieder neue Leute kennen. Eine Lehrerin erzählte ihm von einem Freund aus Holland, der seine Heimreise aus Namibia mit dem Fahrrad angetreten war. „Der muss doch total bekloppt sein, warum nimmt er denn nicht das Flugzeug?“ dachte Fritze damals noch. Aber je mehr er über diesen vermeintlich Bekloppten nachdachte, desto verlockender kam ihm diese Art des Reisens vor und der Gedanke daran ließ ihn über all die Jahre nicht mehr los.
Vor drei Jahren hat er angefangen, immer mal wieder kleinere Touren zu fahren. Erst nur für ein Wochenende, dann ein paar Tage – irgendwann zwei Wochen. Er testete aus, was sein Körper schafft. Richtiges Training hatte er nicht, ab und an ist er zum Einkaufen geradelt – das waren nie mehr als 6 läppische Kilometer. Heute liegt seine Bestleistung bei 135 Kilometern am Tag.
Das alte Leben und die neuen Wege
Bevor es losging, verkaufte er einige Habseligkeiten, kündigte seine Wohnung, nur den Job aufgeben – das fiel ihm schwer. Aber auch dieser Schritt gestaltete sich einfacher als erwartet. Nachdem er seinem Chef von seinem Vorhaben erzählt hatte, stellte der ihn für die Zeit frei – so blieb Fritze die Möglichkeit, wieder in sein „altes Leben“ zurückzukehren.
Wie es für ihn ist, alleine zu reisen? „Überhaupt kein Problem, ich kann sehr gut allein sein“, und gelangweilt hat er sich bis jetzt auch noch nie. Es gibt immer irgendwie die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen, ob beim Übernachten im Hostel oder beim Fragen nach Wasser. Wenn weder Hostel noch Wasser in der Nähe sind, hilft auch Musik. Die Playlist mit den Lieblingsliedern wirkt wahre Wunder gegen Einsamkeit.
1.800 Kilometer hat Fritze schon zurückgelegt, mit guten und schlechten Tagen. Die Fahrt von Prag nach Wien war die kräftezehrendste Strecke seiner bisherigen Reise. War der eine Berg geschafft, kam schon wieder der nächste zum Vorschein. Es waren Tage voll von totaler Erschöpfung, Freudentränen und Schweiß. Doch trotz der Anstrengungen hat Fritze seine Entscheidung nie bereut.
Zwei Klassenzimmer für Al Fasher
Bildung, das ist ihm wichtig. Dass es da draußen Kinder gibt, deren Schulen mit den spärlichsten Mitteln ausgestattet sind oder denen Schulbildung vollständig verwehrt wird, ist für ihn einfach unfassbar.
Seine Reise mit einem guten Zweck verbinden, der Gedanke gefiel ihm. Schon einmal hat Fritze eine Spendenaktion ins Leben gerufen, damals für Ärzte ohne Grenzen. Jetzt für das Deutsche Rote Kreuz (DRK), welches den Sudanesischen Roten Halbmond (SRCS) beim Bau neuer Klassenräume unterstützt. In acht Schulen am Stadtrand von Al Fasher soll so für die Kinder ein, den Umständen entsprechend, gutes Lernumfeld geschaffen werden.
3.000 Euro will Fritze mit seinem Aufruf sammeln. „Wenn nur 3000 Menschen meine Reise mitverfolgen und jeder von ihnen einen Euro gibt, haben wir das Spendenziel schon erreicht.“3.000 Euro, die es ermöglichen, zwei Klassenräume für je 30 Schülerinnen und Schüler mit Tischen, Stühlen und einer Tafel auszustatten. 3.000 Euro, die 60 Kindern die Möglichkeit auf eine bessere Zukunft geben.
Heimkommen
Ende des Monats sieht sich Fritze in Istanbul, seinem ersten großen Etappenziel. Danach geht es weiter Richtung Asien, aber wohin genau – das steht noch nicht fest. Ursprünglich wollte er sich ein Jahr für seine Weltreise nehmen, aber allem Anschein nach wird er bis Weihnachten nächsten Jahres die sieben Kontinente durchqueren. „Vielleicht merke ich ja nach einem Jahr, ich habe alles gesehen, gemacht, erlebt, was ich wollte, oder ich merke auch, hallo, ich bin immer noch in Budapest. Das kann ja auch passieren – wer weiß.“
Marie Kohles
Foto: Chris Fritze auf dem Heldenplatz in Budapest /M. Kohles
Sie möchten mehr über die Reise von Chris und seine Spendenaktion wissen? Lesen Sie auf seinem Blog nach: www.chrisfritze.com
Wenn Sie den Kindern in Dafur direkt helfen möchten, gehen Sie auf die Seite des Deutschen Roten Kreuzes: www.drk.de/spenden/fahrrad-weltreise-fuer-ein-klassenzimmer-in-darfur
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