„Sag beim Abschied leise Servus“ Trauer um einen Stimmkollegen

Den Ferenc-Faluhelyi-Preis der Stadt Fünfkirchen hat Johann Ritter nicht mehr persönlich entgegennehmen können. Seinen 68. Geburtstag hat er noch erlebt, doch am 11. September 2024 hat er für immer die Augen geschlossen.

Ein hervorragender Klarinettist, der die ungarndeutsche Blasmusik in ihren einzelnen Schwingungen authentisch erklingen ließ – von ihm müssen wir uns nun verabschieden. Nicht nur im Fünfkirchner Erzbergwerks-Konzertblasorchester, wo er Konzertmeister war, sondern auch in der „Alte Kameraden“-Blaskapelle (Nadasch) saßen wir lange Zeit als Stimmkollegen nebeneinander. Er beherrschte sein Blasinstrument wie kein anderer. Gewissenhaft und mit Demut war er stets um die Jugend bemüht, um ihr all das Wissen und all die Instrumentenkenntnisse zu vermitteln, die ihn auszeichneten.

Auch seine beiden Kinder brachen nicht mit der Tradition der ungarndeutschen Blasmusik: Die berühmte Arpader Ritter-Kapelle trauert nun um ihren Leiter. Was bleibt, sind die Erinnerungen: zahlreiche durchgespielte Hochzeitsfeiern, Trauermärsche bei Beerdigungen, Konzerte in Fünfkirchen, der unverkennbare Ton seiner Klarinette. Walzer, Polkas, Ländler, Märsche, Masuren, jedoch auch klassische Konzertstücke, die mit Bravour durch sein Instrument erklangen.

Die Kapelle ungarndeutscher Blasmusiker im Jenseits wird nun leider um ein hervorragendes Mitglied reicher. Die langwierige, mit Demut getragene Krankheit hat für ihn ein Ende genommen. Er bleibt uns auch durch etliche Tonträger in Erinnerung, seine Klarinettenstimme klingt nach. Trauernde sind neben der Familie auch die zahlreichen MusikerkollegInnen, die ihn in bester Erinnerung behalten. Ruhe sanft!

Angela Korb

Ferenc-Faluhelyi-Preis an Johann Ritter verliehen

Auf Vorschlag der Deutschen Selbstverwaltung wurde der diesjährige Ferenc-Faluhelyi-Preis – der Nationalitätenpreis der Stadt Fünfkirchen – am 1. September, dem offiziellen Feiertag der Stadt, an Johann Ritter verliehen. Damit wurde seine engagierte Arbeit in der Ritter-Kapelle gewürdigt, die die ungarndeutsche Blasmusik der Region seit mehreren Jahrzehnten authentisch repräsentiert.

Johann Ritter wurde am 4. September 1956 in Arpad geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Dreher an der Berufsschule Nr. 500 und arbeitete ab 1974 bis zu seiner Pensionierung in diesem Beruf.

Sein Vater ahnte wohl nicht, dass er, als er während des Zweiten Weltkriegs als erster in seiner Familie ein Blasinstrument erlernte, eine Musikerdynastie gründen würde. Sohn Johann erlernte das Klarinettenspiel in der Musikschule. 1972, im Alter von 15 Jahren, begann er seine Laufbahn in der Kapelle der Familie, übernahm bald die Leitung und unterrichtete Holzblasinstrumente in Lippwar.

Ab den 1970er Jahren besann sich die ungarndeutsche Gemeinschaft in Südtransdanubien zunehmend auf ihre Wurzeln, darunter die traditionelle deutsche Blasmusik. Bis heute ist die Ritter-Kapelle einer der authentischsten Vertreter dieses kulturellen Erbes und nicht nur in Fünfkirchen und der Region, sondern landesweit bekannt. Ihr Leiter, Johann Ritter, hat zahllose alte Noten erforscht, viele Stücke neu bearbeitet und mehr als tausend Auftritte absolviert, viele davon bereits im Ruhestand. Neben seiner eigenen Kapelle ist er Konzertmeister des Fünfkirchner Erzbergwerk-Konzertblasorchesters und der „Alte Kameraden“-Blaskapelle.

Als Johann Ritter 2016 in einem Zeitungsinterview gefragt wurde, was er als Konzertmeister macht, antwortete er: „Ich gebe allen den Grundton an, und das in allerlei Hinsicht. Darüber hinaus achte ich auf die musikalische Reinheit, die Qualität. Ich spiele natürlich auch selbst Klarinette und gelegentlich Saxophon.“

Ohne ihn und die von ihm geleitete Kapelle wäre die seit 25 Jahren in Fünfkirchen stattfindende ungarndeutsche Platzmusik undenkbar, ebenso wie die Gedenkfeier, die ebenfalls seit Jahrzehnten alljährlich Anfang November auf dem deutschen Soldatenfriedhof veranstaltet wird.

Arpad war bis 1955 eine eigenständige Gemeinde, sie ist heute ein Teil der Stadt Fünfkirchen. Es ist die einzige von Deutschen bewohnte Ortschaft in Ungarn, in der der alemannische Dialekt gesprochen wurde. Heute ist diese Mundart praktisch verschwunden, aber seit der Eingemeindung in die Stadt Fünfkirchen ist der Ort um ein neues Markenzeichen reicher geworden: die Ritter-Kapelle.

Johann Ritter (erster von links)

 

Aus dem Inhalt


68.FUEN-Kongress in Husum an der Küste Nordfrieslands

180 Delegierte autochthoner nationaler Minderheiten, Nationalitäten und Sprachgemeinschaften aus rund 30 Ländern tauschten sich vom 19. bis 22. September über aktuelle Entwicklungen in den europäischen Minderheitengemeinschaften aus. Gastgeber des 68. FUEN-Kongresses war die Dachorganisation der Nordfriesen „Friesenrat Sektion Nord“, als Tagungsort diente das Husumhus im Herzen der malerischen Altstadt von Husum/Hüsem an der Nordsee. Im Rahmen der Veranstaltung beging die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten ihr 75. Gründungsjubiläum. Politisches Engagement sei das Rückgrat einer funktionierenden Demokratie, das enge Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheitsbevölkerung im deutsch-dänischen Grenzland sei ein Beweis dafür, dass Dialog und gegenseitiger Respekt die Grundlage für ein friedliches Miteinander bilden, hieß es in den Eröffnungsreden.

Schön, wieder Pußtawam

35 Jahre Freundschaft zwischen der burgenländischen Gemeinde Nickelsdorf und Pußtawam in Ungarn war für Georg Hodolitsch und seine Frau wieder ein schöner Grund hinzufahren. Ein Tag hin, ein Tag zurück und dazwischen ein gut organisiertes Fest mit hervorragendem Programm. Bereits der Empfang am ersten Abend durch die Vertreter der Gemeinde mit Bürgermeister Mihály Csordás und der deutschen Selbstverwaltung mit Tibor Gerlinger diente einem gemütlichen Erfahrungsaustausch. Der Samstag war ausgefüllt mit Sport und Spiel für die Kinder. Hodolitsch freute sich besonders über den Kochwettbewerb mit den vielen Gulaschkesseln – ein Genuss zum Mittagessen.

Glashütte auf UNESCO-Liste

Die deutschen Glasbläser im östlichen Mecsek

Es ist über 200 Jahre her, dass die letzte Glashütte bei Pusztabánya in der Branau schließen musste, weil das nötige Holz nicht mehr zur Verfügung stand. Etwa 100 Jahre lang arbeiteten die deutschen Meister in der Gegend: erst kurz in Petschwar, danach in Altglashütte, dann zogen sie weiter nach Neuglashütte und hatten anschließend jahrzehntelang noch in Pusztabánya ihren Standort. Von den damaligen Werkstätten bei Pusztabánya sind heute noch Steinmauern vorhanden, es wurden Öfen rekonstruiert und zuletzt die Mauern des Hüttenmeisterhauses gefunden.

Wallfahrtsgottesdienst 2024 in Pründl bei Baje

Das zweitägige Patronatsfest Mariä Geburt (lateinisch Festum in Nativitate Beatae Mariae Virginis, auch „kleiner Frauentag“ genannt) der Wallfahrtsstätte Pründl/Vodica feierten römisch-katholische Gläubige am 7. und 8. September. Wallfahrt heißt, das „Zuhause verlassen, um an einem besonderen Ort Gott neu zu begegnen“. Zum mystischen Anziehungskreis der kleinen und vertrauten Wallfahrtskapelle und der heiligen Doppel-Wasserquelle gehören nicht nur römisch-katholische Ungarn, Deutsche, Bunjewazen und Schokatzen, sondern auch orthodoxe Serben.

Ungarndeutsche Heimat auf Fotos und Videos von Jugendlichen

Sprache des Herzens 3.0

Das vom Verein Deutsche Sprache unterstützte diesjährige Projekt „Sprache des Herzens 3.0 – Sprache. Tracht. Heimat. 2024“ diente auch zur Förderung der deutschen Sprache. Unter diesem Motto wurde 2024 ein Wettbewerb für die ungarndeutsche Jugend organisiert, der am Tag der Muttersprache startete. Die TeilnehmerInnen konnten bis Ende Juli Fotos und Videos zum Thema ungarndeutsche Heimat – auch über Instagram – einsenden. Das Jakob-Bleyer-Heimatmuseum hat spannende, berührend schöne Beiträge bekommen.

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Schon zum vierten Mal zog Jung und Alt in schwäbischer Tracht durch die Stadt, stolz verkündend, dass Herkunft und Tradition in Hajosch eine gemeinschaftsbildende Kraft haben. Am 30. Juli veranstalteten die örtliche Deutsche Selbstverwaltung und der Schwäbische Volkstanzverein den Tanz- und Trachttag, bei dem wieder alle mitgemacht haben, die eine Volkstracht zu Hause haben, und diese – trotz Julihitze – gerne tragen.

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